Wie fängt man an sich anzunähern, wenn nicht Liebe auf den ersten Blick Grund der Annäherung ist, sondern äußere sachliche Bedingungen eine Vereinigung sinnvoll machen?
Eine gute, auch evangelische Tradition ist es, sich zusammenzusetzen, zu essen und dabei zu reden. Unter anderem über die Besonderheiten und Struktur jeder Gemeinde. Wo gibt es schon kleine Kooperationen z.B. gemeinsame Gottesdienste, auf deren Erfahrungen wir aufbauen können? Und neben dem Reden gehört es auch dazu, den Anderen zuzuhören, wenn sie über ihre Besonderheiten sprechen.
Ein guter Anfang.
Nun gab es aber auch ein Ziel-Datum, an dem die Vereinigung vollendet sein soll. Dem Reden und Zuhören sollte ein Plan zu dieser Vereinigung folgen. An diesem Punkt waren wir als Vertreter*innen der 4 Gemeinden einig (wie gut!), dass dem Prozess eine externe Moderation gut täte. Die ersten Schritte waren, unsere gesammelten Aufgaben und Prioritäten neu zu strukturieren. Auch wurden die bisher angefertigten Protokolle abgeschafft zugunsten einer Übersicht, die sich unterteilt in Backlog/Doing/Done oder auf deutsch sinngemäß: Anforderungen/zu erledigen/fertig, die für jeden Teilnehmenden online einsehbar und zu bearbeiten sind.
Weiterhin ist es uns ein Anliegen, die Menschen mit in den Prozess zu nehmen, für die die Vereinigung Auswirkungen hat: die Gemeindemitglieder mit ihren Ideen, aber auch Befürchtungen, und sie einzubeziehen. Es gab schnell die Idee von Workshops zur Beteiligung von Gemeindegliedern, Personen aus dem städtischen Umfeld und katholischen Brüdern und Schwestern, die mit solchen Prozessen in ihrer Kirche zwei Schritte weiter sind als wir.
Und hier nahm das Handeln so richtig Fahrt auf. Zwei Workshops haben schon stattgefunden, ein dritter folgt im September. Und ich muss sagen, dass in den Workshops ein kreatives Potential erlebbar und ein freundliches (vielleicht schon liebevolles?) Miteinander der Menschen über die Gemeindegrenzen hinweg spürbar waren. Wie gut, dass der notwendige Sachgrund der Vereinigung die Idee einer möglichen neuen Identität hervorbringt und durch die beteiligten
Menschen gestaltet wird. Es ist ein Unterschied, ob wir in 3 Jahren 4 Gemeinden in einem Kooperationsraum sind oder eine Gemeinde mit 3 oder 4 Orten.
Gemeinsam haben die Gemeinden schon das Klimafasten nach Karneval gemacht, es gibt neue Ideen wie z.B die einer Radtour durch die Gemeinden zum Kennenlernen der Orte und der gemeinsame Konfiunterricht von Friedenskirche und Kreuzkirche. Es sind erste Handlungen, denen weitere folgen.
Natürlich gibt es auch etwas trockenere Themen wie eine neue Rechts- und Organisationsform des Kooperationsraumsund die Gebäudebedarfsplanung, die vor uns stehen und zu bearbeiten sind. Aber die Aufbruchsstimmung der Gemeinden, das kreative Potential der Menschen werden wir nutzen, um aus dem Sachgrund vielleicht doch eine Liebesheirat zu machen.
Beate Krugel