Bereit für die Ausbildung zum Prädikanten

Mein Name ist Henning Groscurth und ich möchte Prädikant in der Trinitatis-Gemeinde werden. Mit gott beschäftige ich mich seit meinem 12. Lebensjahr, seit über dreißig Jahren steht gott in meinem Arbeitsvertrag. Allerdings mit einem Fa davor, also als Fagott.

Ja, ich bin Musiker im Beethoven Orchester Bonn. Das ist ein schöner Beruf, den ich nicht aufgeben will. Aber jetzt wurde es Zeit für etwas anderes. Aber sind Klassik und Kirche so anders? Beides sind nun mal keine Wachstumsbranchen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, damit wir für die Menschen wichtig bleiben. Bibel und Partituren halten manche Trugschlüsse bereit, die es richtig aufzulösen gilt. Und in Gottesdienst und Konzert erlebe ich immer wieder diese Gänsehaut-Momente, die weder Theologie noch Musikwissenschaft so richtig erklären können.

Und dann noch die Kirchenmusik: Glaube und Musik gehören doch zusammen. Für mich wird allerdings eine Sache anders: Wenn ich ein neues Musikstück einstudiere, gehe ich damit in meinen Keller und übe, bis es passt. Erst dann geht’s auf die Bühne. Niemand hört vorher meine falschen Töne.

Nach Wunsch der Landeskirche sollen Prädikantinnen und Prädikanten aber schon gleich zu Beginn ihrer zweijährigen Ausbildung Gottesdienste oder Teile daraus übernehmen. Sie werden also von mir unausgegorene Predigten hören, ich werde mich in der Liturgie irren und höchstwahrscheinlich zu schnell sprechen. Bitte ertragen Sie dies mit Geduld, bitte überhäufen Sie mich mit Verbesserungsvorschlägen!

Nicht jedes nach 1750 geschriebene Kirchenlied halte ich für gelungen. Das „Vertraut den neuen Wegen“ liebe ich aber, und es soll mir die Begleitmusik sein.

Henning Groscurth